Dienstag, 12. Oktober 2010

Der neue Personalausweis - Teil 1 - Worum gehts eigentlich?

Ich bin kein großer Fan von unserer schicken laminierten Papierkarte mit dem peinlichen Foto. Man ist eigentlich verpflichtet, seinen Ausweis immer dabei zu haben, trotzdem hat das Ding ein so ungewohntes Format, dass sich in einem Portemonnaie nur mit Mühe in geeigneter Platz zum verstauen findet.
Folglich finde ich es natürlich nur zeitgemäß und richtig, dass dieses Relikt verbannt und durch eine schicke, multifunktionale Plastikkarte ersetzt werden soll; gar nicht mal um einer weiteren von eh schon unzähligen Karten Willen, sondern in der Hoffnung einer Konzentration von Leistungen auf wirklich nur eine Karte. "Gläserner Bürger" rufen sie da schon alle, sicherlich auch nicht ohne einen Funken Wahrheit, aber nur schlecht wäre es doch gar nicht.

Warum die Karte so grandiose Vorteile bieten soll, davon versuchten schon verschiedene Unternehmen auf der CeBIT zu informieren. Dank elektronischer Signatur wäre z.B. die qualifizierte Unterschrift im Internet möglich. Das geht natürlich bereits heute auch schon, etwa mit den Kundenkarten der Sparkassen, die auf der Rückseite ein "S-Trust" Logo haben. Nur stößt man hier in der Regel auf große Fragezeichen im Gesicht seines Beraters, wenn man ihn danach befragt.

Was soll der neue "Perso" also letztlich mehr können, als der alte?

  • Online-Ausweis "eID" (Identifizierung des Teilnehmers bei Online-Geschäften)
  • Unterschriftsfunktion mit qualifizierter elektronischer Signatur (z.B. notwendig bei Behörden im Internet)
  • Alters- und Wohnortprüfung
  • Automatisch Formulare ausfüllen
  • Pseudonymer Zugang (das ist für mich übrigens der Widerspruch in sich: mein Ausweis loggt mich mit einem Pseudonym ein...?)
Alles ganz toll also. Oder? Datenschützer, IT-Sicherheitsexperten und sowieso all jene, die immer pauschal dagegen sind, wenn insbesondere vom Staat eine Neuerung kommt, haben schon lange ihre Bedenken hinsichtlich der Sicherheit dieser neuen Funktionen geäußert. Natürlich, je mehr Informationen auf einer einzelnen Karte stecken, desto mehr kann im dümmsten Fall verloren, im schlechtesten gestohlen werden.

Und noch eine Reihe von "Features" wird die Inhaber der neuen Ausweise erwarten, nämlich die Kosten. Hier mal ein Auszug:

  • 22,80€ kostet der neue Ausweis (statt 8€), sofern der Antragsteller jünger als 24 ist.
  • Wer 24 und älter ist, zahlt Vergreisungsaufschlag, die Karte kostet dann 28,80€
  • Ein vorläufiger Ausweis schlägt obendrein nochmal mit 10€ zu Buche
  • Außerdem wird bestraft, wer die Online-Ausweisfunktion nicht sofort nutzt: nachträgliches Aktivieren der eID kostet 6€
  • Deaktivieren, sowie sperren bei Verlust kostet nichts, aber entsperren natürlich wieder 6€
  • Und was man nicht im Kopfe hat, sollte man im Geldbeutel haben: PIN vergessen kostet weitere 6€ für die Rücksetzung
Das kann man allerdings auch noch positiv verkaufen, immerhin bewegen wir uns damit "weiter im Mittelfeld bei den Kosten für vergleichbare Dokumente in anderen europäischen Staaten", so wird dem Bürger zumindest aus dem Bundesinnenministerium versichert.

Gott sei Dank, dann gehts ja.

Quellen: