Sonntag, 4. September 2011

F as in Fat: How Obesity threatens America's future

Aktiv Sport zu betreiben ist für viele Menschen eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Nicht, weil sie sich auf einen Wettkampf vorbereiten, riesige Muskelmassen antrainieren oder ihr Gewicht drastisch reduzieren wollen. Sie tun das allein um sich wohl zu fühlen, ihre Figur zu erhalten, etwas draußen zu unternehmen, als Hobby oder soziales Ereignis mit Gleichgesinnten. Der positive Seiteneffekt ist, wie das Sprichwort "...mens sana in corpore sano" schon so schön sagt, dass für diese Menschen mit dem körperlichen Wohlergehen auch eine gesteigerte geistige Leistungsfähigkeit einhergeht, von den gesundheitlichen Auswirkungen im Guten ganz zu schweigen.
Leider gibt es dazu auch die Kehrseite die Medaille, denn für mindestens ebenso viele Menschen ist jegliche Aktivität die über eine 20minütige Anstrengung hinausgeht ein scheinbar unüberwindbares Hindernis. Wenn damit noch eine einseitige und in hohem Maße ungesunde Ernährung einhergeht, steht der Fettleibigkeit nichts im Wege, und diese gefährdet langfristig nicht nur die Person selbst, wie erneut aus einer kürzlich erschienen Studie über Fettleibigkeit in den USA hervorgeht.
Ein kurzer Blick auf die Stichpunktetafel ist bereits erschreckend genug:


  • im Staat mit der geringsten Rate sind 11 von 20 Personen übergewichtig oder fettleibig.
  • in 40 Staaten beträgt der Anteil an Übergewicht und Fettleibigkeit mehr als 60%
  • über die letzten 15 Jahren hat sich die Zahl der Fettleibigen in 17 Staaten verdoppelt und in 22 Staaten um mindestens 80% erhöht.
  • über 1/3 aller Kinder im Alter zwischen 10 und 17 ist bereits übergewichtig oder fettleibig.
  • gleichsam gehen weniger als 1/3 aller Kinder im Alter zwischen 6 und 17 einer Betätigung nach, die sie länger als 20min körperlich fordert um ins Schwitzen zu geraten.
Hierbei muss angemerkt werden, dass sich der Begriff "übergewichtig" auf Personen bezieht, die einen BMI zwischen 25 und 30 haben. Wie allgemein bekannt, stellt die reine Relation von Körpergröße zu -gewicht keine verlässliche Aussage über den Körperfettanteil im Verhältnis zur Muskelmasse dar.
Bei der Fettleibigkeit (BMI >= 30) wird zudem das Verhältnis des Körperfettanteils zur übrigen Körpermasse zur Bewertung herangezogen.

Bewegung
Abseits expliziter sportlicher Betätigung empfehlen Gesundheitsexperten zumindest einen täglichen Bewegungsumfang von etwa 10.000 Schritten, was etwa 8km entspricht. Während Länder wie die Schweiz und Australien diesen Wert im Schnitt ungefähr erreichen, legt der Amerikaner gerade einmal die Hälfte dieser Distanz pro Tag zurück. Es darf vermutet werden, dass die Differenz auch nicht mittels alternativer cardiotauglicher Bewegungsformen (Fahrrad, Inlineskates, Skateboard, o.ä) zurückgelegt wird, sondern im Auto.

Ernährung
"An apple a day keeps the doctor away", so sagt man im Englischen gerne. Doch auch beim Konsum von Obst und Gemüse halten sich viele Menschen zurück. Am häufigsten wird in Washington D.C. zu mindestens 5 Früchten oder Gemüse gegriffen und das von gerade einmal 32%, also nicht mal 1/3 aller Erwachsenen. Dass das Bewusstsein über gesunde Ernährung mit der Folge der Fettleibigkeit einhergeht zeigt ein Blick auf das andere Ende der Tabelle. Den vorletzten Platz beim Obst- und Gemüsekonsum belegt Mississippi, der Staat mit der höchsten Fettleibigkeitsrate. Hier sind es gerade noch 17% aller Erwachsenen.

Bewusstsein
Der Weg zu einem gesünderen Lebensstil beginnt und endet im Kopf. Das zeigt auch die Selbsteinschätzung der Probanden in der Studie. Während der Messung körperlicher Betätigung bei Erwachsenen stellte sich eine signifikante Abweichung von objektiv gemessenen Werten und Angaben in der Selbstauskunft der Probanden heraus. Tatsächlich erreichten im Schnitt nur etwa 3-5% aller beobachteten Personen ein empfohlenes Level an körperlicher Betätigung, während andererseits 30-40% ihre Betätigungen als ausreichend einstuften.

Persönliche Folgen
Beim Ranking der Staaten mit der höchsten Fettleibigkeit lässt sich eine Abhängigkeit zur Zahl der Diabeteserkrankten feststellen. Die 8 Staaten mit dem größten Anteil an fettleibigen Personen sind auch gleichzeitig die Staaten mit dem höchsten Anteil an mit Diabetes erkrankten Erwachsenen. Dasselbe Bild zeichnet sich auch bei einem Vergleich mit Erwachsenen ab, die unter Bluthochdruck leiden. Hier sind die ersten 9 Staaten auch gleichzeitig die ersten 9 Staaten beim Ranking der Fettleibigkeit.

Gesellschaftliche Folgen
Einerseits zieht dieser Trend der wachsenden "Verfettung" der Bürger natürlich unweigerlich finanzielle Folgen für das angestrebte gesetzliche Krankenversicherungssystem nach sich. Dies gilt aber auch für andere Einflüsse auf eine gesunde Lebensweise, wie z.B. rauchen oder Alkoholkonsum. Andererseits hat die große Menge der bereits übergewichtigen und fettleibigen Personen auch negative Auswirkungen auf praktische Bereiche, wie etwa der Personalrekrutierung für Dienste zum Wohle der Sicherheit, beispielsweise bei Feuerwehr und Polizei. Hier einige Beispiele:

  • Bei der Feuerwehr ergaben Studien, dass über die Hälfte der 1,1 Mio. Feuerwehrleute übergewichtig sind, fast ein Drittel ist fettleibig
  • In Folge davon sterben mehr Feuerwehrleute im Dienst durch stressbedingte Herzinfarkte, als durch irgendeine andere Todesursache
  • Zwar gibt es einen empfohlenen Fitnessstandard, jedoch wird auf diesen nur in wenigen Fällen überhaupt getestet, da mehr als 2/3 aller Feuerwehreinheiten auf Freiwillige angewiesen sind.
  • Bei der Polizei durchlaufen die Rekruten einen physischen Einstellungstest, nach dessen abschließender Bewertung der Beweglichkeit bspw. in Oklahoma bereits auf 15% aller Rekruten verzichtet werden musste.


Interessant wäre es nun natürlich, dem einen vergleichbaren Bericht für Deutschland gegenüberzustellen. Wer also einen parat hat, möglichst aktuell, bitte gerne in den Kommentaren vermerken.