Sonntag, 22. August 2010

Das eBay-Archiv

eBay kann ein schöner Ort sein, wenn sich alle an die Spielregeln halten. Eine dieser Spielregeln lautet: "Lies eine Artikelbeschreibung durch, entscheide dich nur bei Gefallen für den Artikel, und beginne dann mit deinem Gebot".
Für den Verkäufer bedeutet dieser stille Konsens, dass er seine Artikelbewertung nach bestem Wissen und Gewissen ausfüllt, Fragen beantwortet und im besten Falle auch nach der Auktion noch ein offenes Ohr für die Kommunikation mit dem Käufer hat. Soweit die Theorie.

Dann gibt es da noch die Kehrseite der Medaille. Artikel werden beim Versand beschädigt, der Selbstabholer kommt einfach nicht, oder man stellt beim Auspacken fest, der Artikel entspricht gar nicht der Beschreibung. Latent frustriert über die Ungerechtigkeit der Welt und die Tatsache, dass da nun 40 einzelne A4-Seiten und kein gebundenes Asterix-Heftchen im Umschlag lagen, wendet man sich der Aussprache mit dem Verkäufer zu. Natürlich ist auch dieser nicht froh über die lose Papiersammlung, aber genau das stand ja schließlich in der Artikelbeschreibung, die man Dank eBay ja noch eine ganze Weile einsehen kann.

Trotzdem ist die Stimmung erstmal verhagelt. Statt den eloquenten Weg zu gehen, seinen Fehler evtl einzusehen und für diese Zitrone des Lebens einfach Salz und Tequila zu bestellen, bedient man sich anderer, moderner Formen seinem Unmut Freiraum zu schaffen. Da wäre der paypal-Käuferschutz und natürlich das Machtinstrument negativer Bewertungen.

Ich habe schon einige Artikel verkauft, funktionierende und defekt. Ich fülle die Verkaufsformulare akribisch aus und sitze oft bis zu einer Stunde vor einer Artikelbeschreibung, bis ich mir sicher bin, alle Eventualitäten und ein möglichst ansprechendes Gesamtbild der Situation für potentielle Käufer in Schriftform gebracht zu haben. Ich beantworte gerne Fragen und fühle mich in aller Regel auch nach einer Auktion noch für die Erfüllung des Angebotsversprechens verantwortlich.
Bis jetzt.

Denn wenn statt objektiver Prüfung möglichen Fremd- und(!) Eigenverschuldens lieber gleich die Flucht nach vorne angetreten wird, dann muss ich eine ungerechtfertigte Negativbewertung nicht auf mir sitzen lassen.

So sah der Artikel in seiner Beschreibung mal aus (klick zum Vergrößern):

Ich habe ein paar Wochen vorher eine baugleiche GeForce mit denselben Fehlersymptomen versteigert. Immer noch keine Ahnung, warum in meinem PC Grafikkarten kaputt gehen, aber deswegen versteigere ich sie ja als solche -> als defekte Grafikkarten. Interessant, dass es dort keinerlei Beanstandungen dieser Form gab, wo ist also der Fehler zu suchen?

Vielleicht erschließt er sich ja aus dem geneigten Dialog:

K

hallo, graka entspricht nicht der beschreibun
du hast gesagt seltsame
Pixelfehler(mit
pixelfehler komme ich zurecht) aber graka erkent
garkein treiber weder neuste von nvidia.de noch
die orginal cd. graka
funkzioniert nur one treiber
,ausprobiert hab auf 3 pc und immer
gleiche??????????

VK

Moin,
also die Karte funktionierte sowohl bei mir, als auch im Handel, wo
ich sie habe untersuchen lassen. Die Karte wird erkannt, es gibt auch ein
Bild, allerdings sind auf dem Bildschirm einzelne Pixel blau und nicht in
der Farbe, in der sie sein sollten.
Guck bitte in der Beschreibung deines
Mainboards nach, ob der PCIe Slot 16x unterstützt. In meinem PCIe 4x/1x
Slot ging sie zwar auch, aber manche Mainboards maulen da.
Viele Grüße

K

pc erkent die karte (mainboard ist 2 monate alt von asrock), und graka leuft so lang kein treiber instaliert ist, nachdem restart kommt mann nicht mehr in sistem das ist problem

VK

Sorry, war übers Wochenende weg.
So wie du es schilderst, scheint das
Problem der Treiber zu sein, wenn die Karte ohne geht, aber mit nicht. Ich
habe hier auch nicht den neuesten, sondern das 197 Release (aktuell ist
wohl 256).
Habe versucht, das Problem zu googeln, weil es wohl viele gibt,
deren Problem sich so äußert. Von "Treiber neu installieren" über
"Mainboardspannung überprüfen" und "Wärmeableitung erneuern" sind da alle
möglichen Ratschläge dabei, aber keiner, mit dem ich etwas anfangen
könnte.
Meine erste GeForce hatte auch das Problem, siehe
http://cgi.ebay.de/ws/eBayISAPI.dll?ViewItem&item=160427577185
Daher hatte
ich gehofft, die Käufer kennen das Problem und haben eine Lösung
parat.
Mehr fällt mir dazu auch nicht ein.
Viele Grüße


An dieser Stelle unterbricht sich die Kommunikation leider, bis auf die Mitteilung von paypal kurze Zeit später, der Käufer habe das Geld zurückgefordert.

Wir fassen also zusammen, was wir für das (eBay-)Leben gelernt haben:
  • Artikelbeschreibungen sind scheinbar Schall und Rauch, wie sonst sollte es sonst auch zu erklären sein, dass Leute neuerdings Hunderte von Euro auf die Schachtel(!) eines iPhone 4 bieten
  • Der Wille zur Kommunikation ist nicht jedem uneingeschränkt gegeben, vor allem dann nicht, wenn man einen explizit als defekt markierten Artikel ersteigert und sich dann wundert, warum er defekt ist.