Dienstag, 24. Mai 2011

Virales Marketing über Twitter - The IT Crowd Fraud

Nachdem sich die erste Aufregung um die Eliminierung von Osama bin Laden gelegt hat, rücken zunehmend kleinere Nachrichten vom Rande der Operation ins Blickfeld. Der mysteriöse Transporthubschrauber, das vierbeinige Seal Team 6 Mitglied, und nicht zuletzt auch eine Twitter-Nachrichtenflut, die offenbarte: Bevor die Soldaten das Anwesen gestürmt haben, soll bin Laden ein Fan von den Serien The Big Bang Theory und The IT Crowd gewesen sein. Fun Fact, möchte man meinen.
Pures Product-Placement, wie sich jetzt herausstellte.
Der Drehbuchautor für The IT Crowd, Graham Linehan besitzt zwar "nur" etwa 100.000 Follower auf Twitter, hat sich deren Mulitplikatorwirkung aber so gekonnt zu Nutze gemacht, dass man es schon als Musterbeispiel viralen Marketings einordnen kann.


Und so funktionierts:
Um ein Gerücht in die Welt zu setzen, schreibt man nicht einfach banal: "Osama bin Laden guckt The IT Crowd". Sowas zieht immer die Frage nach sich, woher man diese Information habe.
Stattdessen nehme man die Frage vorweg und versetze so Dynamik in eine ruhende Masse: "Stimmt es, dass Osama bin Laden The IT Crowd guckte?"
Ein bisschen Budenzauber mit Anführungsstrichen, um es wie ein Zitat aussehen zu lassen, bringt die Masse weiter ins Rollen. Es wird fleißig getwittert und damit das Momentum erhalten bleibt, retweetet man einzelne ausgewählte Beiträge.
Wie bei jedem guten Stille-Post-Spiel, entsteht der unterhaltsame Mehrwehrt durch die Veränderung der ursprünglichen Nachricht. Bald schon hieß es nicht mehr, Bin Laden sei ein Fan der Serie, sondern Bin Laden habe The IT Crowd geguckt, als die Soldaten ins das Haus stürmten.

Der entscheidende Punkt, ist die Dynamik des Netzwerkes. und wie man diese am Leben erhält. Schließlich griffen auch Nachrichtenagenturen dieses Gerücht auf und hielten es angesichts der bereits erreichten Masse an Beiträgen und der inhaltlichen Verknüpfungen für authentisch. Rückfragen an den Auslöser dieser Welle wurden von ihm mit der nötigen Portion Verschwörungstheorie a la "Hinweis verschwunden. Zensur?" beantwortet.

Die Mund-zu-Mund-Propaganda hat aus einem anfangs harmlosen Gerücht eine de-facto Wahrheit entstehen lassen, der am Ende sogar die Nachrichtenmedien selbst auf den Leim gegangen sind. Dies zeigt so eindrucksvoll, wie erschreckend, dass die Wirkung eines gezielten viralen Marketings nicht zu unterschätzen ist.

Die ganze Geschichte, und die dazugehörigen Tweets, kann man nachlesen unter:
http://gizmodo.com/5804945/how-twitter-was-fooled-into-thinking-bin-laden-watched-the-it-crowd-and-big-bang-theory