Das dabei eine Menge heißer Luft in den Äther geblasen wurde, anstatt sich mit Sinn und Verstand dem Datenschutzthema zu widmen, zeigten auf amüsante Art solche geistige Eigentore wie das zum kurzzeitigen Internetmeme aufgestiegene Foto der vier rüstigen Rentner, die sich mit aller Macht gegen eine Fotografie ihres Hauses in StreetView wehren und sich dabei von der Presse, direkt vor besagtem Haus, mit Gruppenfoto und Namen ablichten lassen.
Mit ähnlich selektiver Wahrnehmung dem Ruf der Entrechteten folgend, traten auch einzelne Politiker auf den Plan, die mitunter sogar ein Google-Gesetz forderten, sozusagen eine in Stein gemeißelte Untersagung für Google, auf solch heimtückische Weisen den Bürgern ihre persönlichen Daten zu entreißen.
Die Gewinnerpartei in dieser Debatte war allerdings keine der beteiligten.
Die beiden neuen besten Freunde Steve Jobs und Mark Zuckerberg, die sich unlängst zum Essen trafen und die Übernahme der Weltherrschaft durch Ping planten, wurden mit kaum einer Silbe in der Presse erwähnt und so konnte sich inbesondere Facebook mit zwei Neuerungen davonschleichen, die die aufgebrachten Hausverpixeler vermutlich um einige persönliche Details mehr erleichtern könnte, als nur eine Hausfassade.
Dank Open Graph ist es für facebook nun ein Leichtes, ganz genaue Online-Bewegungsprofile nicht nur seiner, sondern aller Internetnutzer zu erstellen. Es hebe die Hand, wer schon einmal auf einen "Like"-Button geklickt hat.
Auch das neue "Places" von facebook ist mittlerweile an den Start gegangen. Anders als bspw. Google Latitude werden hier jedoch nicht nur die eigenen Geo-Informationen verlinkt, Nutzer können damit auch zeigen, wann und wo sie andere Personen gesehen haben. Würde darüber nur halb so umfangreich berichtet werden, wie über StreetView, es würde sich so manch einer zweimal überlegen, ob er heute wirklich noch "Überstunden im Büro" auf dem Plan hat.
Und wer jetzt noch sagt "Das betrifft mich nicht", der werfe einen Blick auf seine Facebook-App.
Farmville und Co teilen großzügig die Daten ihrer User mit zahlenden Unternehmen. Übrigens nicht nur die eigenen Informationen, sondern auch die der Freundeskontakte, nur für den Fall, das jetzt noch jemand mit "ich spiele nicht" argumentieren wollte.
Es zieht sich also aus der Affäre, wer guten Gewissens erst gar kein facebook Konto besitzt, oder doch nicht? Netter Versuch, aber auch nicht-Nutzer entgehen dem blauen Netz nicht. Die eigene, bei facebook ungenutzte E-Mail-Adresse reicht, um den im social network vertretenen Freundeskreis ausfindig zu machen. Der Adressbuchabgleich von facebook machts möglich, auch ohne vorher zu verifizieren, ob die sich gerade scheinbar registrierende Person wirklich der Inhaber der Adresse ist.
Die Moral von der Geschichte: Hausfassaden fotografieren ist nicht okay, das Kommen und Gehen der Bewohner bei facebook zu verlinken dagegen schon. Glückwunsch.
Quellen:
- http://gizmodo.com/5666028/steve-jobs-and-mark-zuckerberg-break-bread-talk-ping
- http://developers.facebook.com/docs/opengraph
- http://www.facebook.com/places/
- http://www.heise.de/newsticker/meldung/Facebook-verraet-Kontakte-von-Nichtmitgliedern-1109075.html
- http://gizmodo.com/5666294/report-popular-facebook-apps-are-sharing-user-info-with-advertisers?utm_source=feedburner&utm_medium=feed&utm_campaign=Feed:+gizmodo/full+(Gizmodo)