Komisch, dabei ist es gerade der Kopf, den man bei der Online-Nutzung des Ausweises selbst einschalten sollte. Der Ausweis schützt vor
Für mich war es heute auch soweit.
Hinlänglich über die Sicherheitsrisiken, den behördlichen Aufwand und die damit verbundenen Kosten philosophiert, tritt man der Sache am besten von Anfang an entgegen. Um 8:30Uhr steht man also mit seinem treuen Perso, einem biometrischen Passbild und 30€ bewaffnet optimistisch in den heiligen Hallen des Bürgerbüros. Man zieht pflichtbewusst, trotz leerer Warteplätze, eine Nummer, wartet, bis bei einem der nicht im "Kunden"gespräch vertieften Arbeitsplätze die morgendliche Plauderstunde der Mitarbeiter verebbt und begibt sich dann frohen Mutes zur Dame vom Amt.
Bei der Erledigung der Formalitäten wurde in Hildesheim ganze Arbeit geleistet. Hier ist nichts zu spüren vom vielerorts geweissagten Chaos. Die Mitarbeiterin hat die nötigen Formulare zur Hand, fragt mich gleich, ob ich die Fingerabdrücke auch im Ausweis haben möchte (nein, Danke, so early muss ich das dann doch nicht adopten) und klickt sich behände durch ihr Programm. Die Integration der Software, zumindest der Part, der für die Antragstellung notwendig ist, scheint also gut geklappt zu haben.
Ein Änderungsterminal steht auch schon an jedem Platz, wie gut die funktionieren, wird man dann ja später sehen.
Alles in allem hat die Prozedur vielleicht 15, max 20 Minuten gedauert.
Dafür halte ich eine kleine Informationsbroschüre über den neuen Personalausweis in der Hand. Auf wenigen Seiten wird hier gepriesen, was theoretisch alles möglich ist: eID, qualifizierte elektronische Signatur, pseudonymer Zugang, aktivieren/deaktivieren der Online-Funktion, etc.
Mit welchen Folgekosten das alles verbunden ist, wird gekonnt vernachlässigt. Auch die Sensibilisierung des künftigen Nutzers zum Umgang mit der Karte fällt (überraschend?) kurz aus. Auf der letzten Seite verbirgt sich der Hinweis, mit der Karte "genauso sorgsam [umzugehen] wie mit Ihrer EC- oder Kreditkarte".
Nichts geändert hat sich allerdings an der Tatsache, dass es sich auch bei der Einrichtung mit dem schicken Namen "Bürgerbüro" in Hildesheim nach wie vor schlicht um ein Amt handelt.
So war die Dame natürlich sehr erfreut, mir nicht umständlich vermitteln zu müssen, warum ich für einen Personalausweis mehr als dreifache im Vergleich zu letzter Woche bezahlen muss, andererseits scheint sie damit ihre Ziele für das Quartal noch nicht ganz erreicht zu haben. Da mein alter Ausweis nicht mehr gültig sei, könne sie mir ein Verwarngeld i.H.v. 10€ anbieten. Das ist sehr nett, aber ich würde gerne ablehnen. Vorbei die gute Laune, zurück zum Beamtenrhythmus: das sei ein Gesetzesverstoß und wenn ich das Verwarngeld nicht akzeptiere, drohe sie mit der Meldung einer Ordnungswidrigkeit. Klingt nach Erpressung, ist es aber nicht. Sagt sie.
Ein vorläufiges Dokument ist auch mit Charme und für Studenten nicht im Preis des nPA mit inbegriffen, dafür möchte sie auch Bares sehen. Mittlerweile summiert sich mein Ausflug zur Stadt Hildesheim auf knapp 50€, und das alles für einen Lebensberechtigungsnachweis. Guter Stundenlohn eigentlich, ist also alles beim Alten.
Tja, und so richtig auf die Funktionen und Risiken des Ausweises hingewiesen, wie man es sich angesichts eines so heiklen und vieldiskutierten Dokumentes eigentlich erwartet hätte, wurde ich (abgesehen von dem bunten Heftchen) auch nicht. Vielleicht kommt das ja noch, wenn der nPA in 3-4 Wochen da ist.
Setzen, vier minus!